15. März – Onomichi

Wieder früh auf den Beinen sind wir von Okayama losgezogen, um einen Zwischenstop in Onomichi zu machen, um abends weiter nach Hiroshima in unser nächstes Hotel zu fahren.

Diesen Tag teilen wir in zwei Parts auf, da unsere Eindrücke sehr unterschiedlich waren. (Im Endeffekt waren sie’s dann aber doch nicht :D)

Martins Part

Onomichi ist ein kleines Dörfchen in der Nähe von Hiroshima, welches direkt am Wasser liegt und viele Berge hat. Dort gibt es einen Weg, den Temple Walk, der 25 Tempel umfasst, und das sind nicht alle Tempel dieser Stadt. Ausserdem soll die Stadt für ihre vielen Katzen berühmt sein, was ein Grund unseres Besuches dort ist. Man merkte der Stadt aber auch an – unter anderem durch die vielen leerstehenden Häuser – dass sie für junge Japaner eher uninteressant zu sein scheint, und sich nicht mehr groß weiterentwickelt. Vom Bahnhof aus konnte man einiges an Hafenindustrie sehen. Bei der Begutachtung des Städtchens im Internet habe ich mir nicht viel dabei gedacht, als ich die besiedelten Berge vom Bahnhof aus gesehen habe, wurde mir aber doch leicht anders. Ich nervte Mira eine ganze Weile damit, dass ich umdrehen würde, falls es mir zu viel wird, aber der Anfang unserer Reise verlief gemütlich, hier und da ein paar steile Anhänge, aber alles im Bereich des Machbaren. Die erste Katze begegnete uns auch fast unmittelbar. Die Wege und Treppen waren alle sehr klein und verschachtelt, und es war ein bisschen schwer, sich zu orientieren, aber irgendwann, nahdem wir an einer sehr heruntergekommenen Schule, bei der ich immernoch der Meinung bin, dass sie auch vor Corona schon ihren Betrieb eingestellt hat, vorbeigekommen sind, fanden wir den Tempelweg.

Als wir die zweite Karte entdeckten, die vor einem Haus saß, hörten wir aus dem Haus eine Stimme, die uns hereinbat. Im Inneren erwartete uns im Wahrsten Sinne des Wortes eine Katzenlady, die dort einen kleinen Shop hatte, in dem sie selbst handgefertigte Figuren von Katzen aller möglicher Art verkaufte. Die Frau selber war sehr freundlich und wir redeten eine Weile lang mit ihr, sie konnte sogar bruchstückhaft deutsch. Mehrere Leute gingen allerdings auch ohne großes Interesse an dem Shop vorbei, in so einer Seitenstraße auf dem Berg ist so ein Shop sicher nicht einfach. Ausserdem kümmert sie sich um einige Streunerkatzen. Nachdem Mira auch eine Figur gekauft hatte, sind wir weitergezogen, um an einem nahegelegenen Rastplatz mit schöner Aussicht mehrere Katzen, darunter sogar eine sehr gepflegte Perserkatze zu entdecken. Dort verbrachten wir einige Zeit und spielten auch mit den
Katzen, wobei immer wieder neue Katzen kamen.

Katzen waren in dieser Stadt also echt viele vorhanden. Auch dir Katzenlady von vorhin kam kurz vorbei und hat uns gegrüßt. Als wir uns endlich losreißen konnten, sind wir zu einer kleinen (wirklich kleinen) Bäckerei namens nekonotepan gegangen, was übersetzt soviel wie Katzentatzenbrot heisst. über diese hatte Mira schon im Internet gelesen. Wir haben ein paar Sachen probiert und besonders das Käsebrötchen war echt lecker. Hier ist zu sagen, das Japaner einfach kein Brot machen können. Die einzigen Backwaren sind alle sehr weich und meiner Meinung nach nicht lecker. Die Backwaren aus dem Laden waren mit unseren deutschen Backwaren zu vergleichen, gutes leckeres Brot mit Kruste, wo man auch ein bisschen beißen muss! Ich bin unser Brot zwar noch gewohnt, aber für Mira muss das echt toll gewesen sein. Die Bäckerei war trotz ihrer kleinen Größe auch sehr beliebt. Vor allem lag sie nicht offensichtlich am Weg, trotzdem mussten wir eine Weile warten bis wir drankamen. Auf unserem Weg sind wir natürlich auch an ein paar Schreinen vorbeigekommen, diese waren alle nett, aber nicht besonders erwähnenswert. Auffälliger fand ich das wir an fast genauso vielen Friedhöfen vorbeikamen. Da das Wetter nicht so gut war und diese Höhenmeter auf Dauer auch anstrengend wurden, wollten wir noch den nächsten Schrein besuchen und dann langsam umkehren. Hier erwartete uns aber erstmal eine ganze Menge Treppen, die steil hochgingen.

Diese liefen wir hoch, an einem Museum, Onomichi Literature Museum vorbei, welches aber uninteressant aussah und dann wieder an einer ganzen Menge Katzen. Während unser Weg bis dorthin kaum andere Menschen beinhaltete, fanden sich an diesem Weg recht viele Menschen. Wir wir aber feststellten führen an der Spitze des Berges an dieser Stelle aber auch Seilbahnen, was die Menschenmengen wahrscheinlich erklärt. Mit dem Ziel, noch einen Schrein zu sehen sind wir diese Treppen immer weiter hochgelaufen ohne zu merken, wie hoch wir gelaufen sind. Irgendwann als wir eine Pagode erreicht haben, wo auch wieder mehrere Katzen zu betrachten waren, merkte ich, das wir doch etwas zu hoch für meinen Geschmack waren. Der Anblick war zwar sicher wunderschön, aber nur bei dem offenen Blick über die Stadt fing sich mein Magen an zu drehen.

Mira schien das alles wie immer nichts auszumachen, sie machte vom Rand aus weiter schön Fotos. Ich selber musste mich beruhigen und die vor mir liegende Steinwand betrachten, damit es nicht noch schlimmer wurde. Da es bis zum nächsten Tempel noch ein ganzes Stück mehr Treppen war, und dort wohl auch der Zielpunkt der Seilbahn war, Mira auch nicht mehr so weit wandern wollte – immerhin war das ständige Bergauflaufen anstrengend – und mich auch nicht allein lassen wollte, entschieden wir uns umzudrehen. Wir haben zuerst einen Weg genommen, der sicherer als die Unmengen Treppen zu sein schien, mussten nach ein paar Minuten aber umdrehen, da dieser Weg noch schlimmer für mich wurde. Langsam die Unmengen an Treppen am Geländer heruntersteigend haben wir irgendwann endlich wieder sicheren Boden erreicht und sind einen großen Teil des Weges erst einmal an der Hauptstrasse entlang gegangen. Zum Schluss haben wir uns entschieden nochmal kurz zur Bäckerei und den ersten Rastplatz zu gehen, um uns dann auf den Weg zum Bahnhof zu machen, zum Glück, denn es wurde sehr schnell sehr windig und regnerisch.

Miras Part

Heute sind wir nach Onomichi gefahren. Ich kam auf die Stadt, weil eine Kommilitonin gerade ihre Bachelorarbeit darüber schreibt. Vorher hatte ich noch nie etwas von der Stadt gehört. Onomichi ist auch bekannt als Katzenstadt, denn dort gibt es einen fast 3km langen Tempelweg, an dem sich an jeder Ecke jede Menge Streuner tummeln. Ein Traum für mich als absoluten Katzenliebhaber. Onomichi ist eine Hafenstadt, jedoch mit sehr vielen und hohen Bergen.

Das Flachland der Stadt ist so klein, dass man die Stadt und Tempelanlagen einfach in die Berge gebaut hat. Dementsprechend anstrengend war der Tag. Aber ich liebe Höhen und wandere sehr gerne. Onomichi ist eine Stadt mit sehr vielen Geisterhäusern, von denen es in Japan unzählbar viele gibt, da verlassene Häuser hier nicht abgerissen werden sondern einfach verwahrlosen. Ich finde das total beeindruckend und spannend.

Die Infrastruktur ist höchstwahrscheinlich noch aus der Vorkriegszeit, dementsprechend uneben und kaputt sind die Wege, außerdem sind die Wege noch sehr eng, so dass es an vielen Stellen wirklich serpentinenartig aussieht.

Ich finde das sehr cool, weil alles irgendwie einen Abenteuercharakter und seinen ganz eigenen, besonderen Charme hat. Am Anfang des Weges haben wir ein Schild entdeckt, welches mit ganz vielen Katzenfigürchen verziert war. Als wir ein Foto davon gemacht haben wurden wir auch schon von einer Stimme zum reinkommen gerufen. Als wir dann um die Ecke schauten haben wir gesehen, dass da ein kleiner Laden war der eher einem Wohnhaus ähnelte. Highlight war ein Streuner der aussah wie Garfield und die Eingangstür bewachte. Im Laden hat uns dann eine ganz liebe Japanerin begrüßt, die für japanische Verhältnisse wirklich sehr gutes Englisch sprach. Besagte Japanerin ist eine noch größere Katzenlady als ich und hätte absolutes Potenzial, meine beste Freundin zu werden. Spaß, aber Social Media haben wir zumindest ausgetauscht. Sie verkauft in ihrem Laden handgemachte Katzenfiguren, wovon ich mir auch eine kleine mitgenommen habe. Außerdem kümmert sie sich mehrmals am Tag um die Streuner, das ist auch der Grund wieso so viele zu ihr in den Laden kommen. Wir sind ihr später noch drei mal versehentlich begegnet! Schaut gerne mal bei ihr vorbei: www.instagram.com/michikomasuyama . Hinter ihrem Laden ging der Katzenwahnsinn dann auch schon richtig los, wir haben unzählbar viele Katzen getroffen die sich allesamt haben streicheln lassen. Ich muss sagen, ich hatte zuvor die Befürchtung, wir würden heute nur auf kranke und ausgehungerte Inzestkatzen treffen, wie es in den meisten Katzenorten in Japan der Fall ist. Kleiner Exkurs: In Japan ist es Trend sich in sogenannten Pet-Shops für extrem viel Geld Kitten zu kaufen, die dann meist nach einem Jahr wenn sie voll ausgewachsen und somit „nicht mehr süß“ sind unsterilisiert und unkastriert ausgesetzt werden. Und das geschieht meistens an Sammelplätzen. Das ist auch der Grund, wieso Japan unzählige Katzeninseln hat, wo hunderte Katzen leben die sich unkontrolliert vermehren. Doch hier, in Onomichi, konnte man dieses Leid nicht sehen. Die meisten Katzen waren recht dick, hatten glänzendes Fell und waren vital. Außerdem waren alle Mädels sterilisiert, was man an den sogenannten „Sakura-Öhrchen“ erkennt, also ein kleiner ausgestanzter Knick im Ohr. Menschen wie der Katzenlady aus dem Laden ist das auf jeden Fall zu verdanken.

Als wir weitergezogen sind haben wir irgendwann eine kleine  versteckte Bäckerei entdeckt. Wirklich mitten im Nirgendwo. Dort haben wir uns dann einen kleinen Snack mitgenommen und schnell festgestellt, dass wir später nochmal wiederkommen müssen, weil die Brötchen so lecker waren. Als wir dann irgendwann an eine Weggabelung kamen und wir einer Katze die Treppen hinauf gefolgt sind, sind wir für Martins Geschmack irgendwann zu weit oben gewesen und er wollte unbedingt so schnell wie möglich wieder runter. Was allerdings nicht so einfach war, ich dachte ehrlich gesagt, er muss sich da oben ein neues Leben bei den Katzen aufbauen. Die Aussicht über die Stadt war von diesem Punkt wirklich der absolute Wahnsinn. 100 Meter über dem Meeresspiegel.

Irgendwie haben wir es aber dann doch gemeinsam hinunter geschafft, nur um dann wieder halb hinauf zu laufen, weil wir nochmal zu dem ersten Katzenplatz und der Bäckerei wollten. Als wir das gemacht haben, sind wir gemütlich hinunter zum Bahnhof gelaufen und nach Hiroshima gefahren. 

Abend in Hiroshima

In Hiroshima angekommen, haben wir im Hotel eingecheckt und sind abends noch essen gegangen. Wir haben uns für Hiroshima-Okonomiyaki entschieden, man kann es sich wahrscheinlich denken, eine Spezialität von Hiroshima. In unserer Gegend hatte nicht mehr viel auf, aber wir fanden recht schnell einen Laden namens Ichiro, der zu der späten Uhrzeit gerade keine Gäste hatte, Der Tisch besteht aus einer riesigen Metallplatte in dem das Essen vor unseren Augen zubereitet wurde. Der Koch war sehr freundlich und hat versucht Small-Talk mit uns zu führen. Er hat sich auch für uns interessiert und woher wir kamen, und wir stellten fest, dass er ein Fan der härteren Musik, Metal, so wie wir waren. Es war eigentlich auch an der Musik, die im Hintergrund lief zu erkennen, oder an den Autogrammen an der Wand, unter anderem von Arch Enemy. Mehr noch, er spielt sogar in einer japanischen Death Metal Band – Baked Bomb – nicht die bekannteste, aber hey, das war schon cool. Seine Haare hatte er natürlich zu einem Zopf gebunden, aber er zeigte uns ein Video, und ich glaube seine Haare sind länger als meine. Achja, das Essen war auch super lecker. So hatten wir einen echt lustigen Abschluss des Tages.