Am Dienstag bin ich dann allein losgezogen, weil Mira sich überhaupt nicht fit gefühlt hat, und habe mich entschieden nach Nakano zu fahren. Von Nakano habe ich erfahren, als ich nach Alternativmöglichkeiten geschaut habe. Vom Bahnhof aus gab es eine kleine Einkaufsstraße, die zum „Nakano Broadway“ führte, ein 5-stoeckiges Einkaufszentrum. Das Erdgeschoss war mit allerlei normalen Läden gemischt, während die beiden Stockwerke darüber voll mit nerdiger Popkultur und zwischendurch Uhren- und Schmuckgeschäften übersät war. Im Gegensatz zu Akihabara, wo alles leuchtend überfüllt war, und man von den Verkäufern regelrecht bedrängt würde, war hier aber alles gemütlich. Die Verkäufer hatten einen in Ruhe gelassen, und nichts wirkte aufdringlich. Ausserdem habe ich in einem Geschäft, bei dem der Rolladen halb unten war, man es also nicht betreten konnte, einen Verkaufsautomat, oder besser ein Gatcha-Automat (welchen der Artikel man genau erhält, bleibt dem Glück überlassen), den man sehr wohl noch erreichen konnte, gesehen, von dem ich lange dachte, es wäre nur eine Legende. Aber anscheinend sind in manchen Ecken die Japaner echt so verrückt.
In obersten Geschoss war eine Hälfte irgendwie leer, überall heruntergelassene Rolläden, hier und da ein paar Gruppen laut lachender Teenager hat das ganze etwas gruselig gemacht. Die andere Hälfte der Etage war dann gemischt mit allen nötigen Läden, vom Puppengeschäft zum Spielzeugraumschiffgeschäft. Im Kellergeschoss war eher eine Art Markt, wo man Obst, Gemüse, Fleisch und so kaufen konnte. Außerdem, und dafür ist Nakano bekannt, ein Eis mit 8 Kugeln übereinander! Für umgerechnet schlappe 7 Euro konnte man die Kalorienbombe erwerben. Allein war mir das doch etwas zu viel, außerdem sah es sehr unhandlich aus.
Wegen zuviel Zeit hab ich noch ein bisschen die Umgebung des Einkaufszentrums erkundet. Nach der Heimfahrt bin ich noch ein bisschen in unserer Umgebung spazieren gegangen, welche mit dem Sumida Fluß und dem Sky Tree echt schön ist, und dann auch langsam nach Hause.
Am nächsten Tag hat es geschüttet wir aus Kübeln, noch so ein Tag mit einfach nur beschissenem Wetter. Mira war immernoch nicht so fit, und bei dem Wetter hat es mich gegraut, länger rauszugehen, vor allem da meine Tour hauptsächlich draussen stattfinden würde, da ja Museum und Touristenspots geschlossen haben. So haben wir den Tag hauptsächlich drinnen verbracht, sind abends noch zu dem leckeren Ramen-Restaurant in der Nähe, und wollten uns einen schönen Abend machen, als ich entdeckte (selbst gesehen, keine Mitteilung bekommen), das mein neuer Flug mit der Lufthansa auch gecancelt wurde. Es war zu erwarten, da am Montag von auswärtigen Amt die Mail kam, das die Lufthansaflüge diese Woche aufgrund irgendwelcher Personalprobleme ausfallen, aber während die anderen beiden sofort als gecancelt angezeigt wurden, ist das bei meinem erst heute passiert. Nach langem Hin und Her haben wir es geschafft, bei der deutschen Lufthansa anzurufen (die japanische hatte sofort das Belegtzeichen bei jedem Versuch), und ich konnte meinen Flug auf den nächstmöglichen zwei Tage später verschieben. Nun also erzwungene Urlaubsverlängerung, naja.
Donnerstag ging es Mira wieder besser, und wir sind zusammen losgezogen. Wir haben uns den Meguro-Fluss ausgesucht, da das ein sehr schöner Kirschblütenspot sein soll. Nach knapp einer Stunde Fahrt – der Ort war genau auf der anderen Seite Tokios – sind wir endlich dort angekommen.. und es war ein wirklich schöner Fluß, vollgepackt mit Kirschblütenbäumen an den Seiten. Wir sind den ganzen Weg entlang gelaufen, mit mehreren Pausen um Fotos zu machen.
Das Wetter war sehr schön, aber auch sehr windig. Die Winde kamen in Schüben, aber teilweise war es sehr krass. Einmal mussten wir kurz an eine Mauer, weil ein weiterlaufen fast unmöglich war. Unser nächster Plan war nochmal kurz Shibuya, also sind wir vom Ende des Flußes einfach weiter dorthin gelaufen. Dort lecker Suhsi gegessen, sind wir in Shibuya 109, nur um festzustellen, dass es zumacht – um 19.00. Ausserdem konnten wir in Erfahrung bringen, dass es die komplette nächste Woche zu hat. Unser nächster Plan war Kabukichou und Golden Gai in Harajuku. Bei Golden Gai sind wir dann ausgestiegen. Das soll ein kleines Kneipenviertel sein, das sehr beliebt ist. Wir wissen nicht, welche Faktoren falsch waren, oder ob man bestimmte Sachen wissen muss, aber wir sind durch die paar Gässchen gelaufen und fanden keine Kneipe, die irgendwie ansprechend war. Entweder leer, zu voll, zu schäbig, zu teure Cover Fee, sowas wie Eintritt. Somit haben wir es dabei belassen, nur zu beobachten. Dasselbe galt für Kabukichou, welches das Rotlichtviertel sein soll. Sehr viel Geblinke, Musik von überall, definitiv ein Partyviertel. Irgendwann, wenn die Umstände besser sind, werde ich dort vielleicht Mal feiern, aber heute hat uns ein Beobachten gereicht. Wir sind auch an einer ganzen Reihe sogenannter Love Hotels vorbeigekommen. Diese nehmen Geld für ein paar Stunden Aufenthalt, und wie man diesen verbringt, deutet der Name schon an. Da Prostitution ja offiziell verboten ist in Japan, sind das die perfekten Orte, um solche Dienstleistungen trotzdem anbieten zu können. Die Preise gingen von 50€ aufwärts ab 3 Stunden und die Hotels gingen von schäbig bis sehr pompös. War auf jeden Fall ein interessanter Eindruck. Danach sind wir nach Hause gefahren und so ging auch dieser eigentlich vorletzte Tag für mich in Japan zu Ende.